Bischof Stäblein verabschiedet wertvolles Kunstwerk Pfarrer Kaspar Plenert, Pfarrer Dr. Sascha Gebauer, Pfarrerin Rebekka Weinmann (Ev. Kirchengemeinde im Tiergarten), Bischof Dr. Christian Stäblein (EKBO), Prälat Ireneusz Bradtke (St. Marienkirche Danzig), Botschafter Polens Professor Dr. Andrzej Przyłębs © Barbara Hustedt, EKBO Die Predella (kirchliches Kunstwerk) der Berliner Johanniskirche kehrt nach Danzig zurück Berlin, Dienstag, 3. März 2020. Mit einem feierlichen Gottesdienst am Sonntag Invokavit (1. März 2020) verabschiedete sich die Berliner Tiergartengemeinde von einem bedeutenden Kunstwerk. Die Predella (Altarsockel) auf dem Altar der evangelischen Johanniskirche kehrt nach achtzig Jahren in die Danziger Marienkirche zurück, für die sie im 15. Jahrhundert geschaffen wurde. Mit der Predella wird auch das dazugehörende Retabel (Altartafel), das in der Gemäldegalerie in Berlin hängt, nach Danzig/Gdańsk zurückkehren. Beide Kunstgegenstände des Danziger Dreifaltigkeitsaltars werden in der polnischen Stadt am 4. April von einer Delegation der UEK unter der Leitung von Präses Dr. Annette Kurschus der katholischen Kirche im Rahmen einer Schenkung übergeben. Bischof Dr. Christian Stäblein hielt im Gottesdienst in der Johanniskirche die Predigt. Er ging dabei auf die wechselvolle Geschichte der beiden wertvollen Kunstwerke ein. In ihrer Geschichte spiegelt sich ein Stück deutsch-polnischer Zeitgeschichte. Es sei „eine der Folgen des schrecklichen Krieges gewesen, der im deutschen Namen begonnen und mörderisch geführt wurde, der entsetzliche Überfall auf Polen, das Wüten und Zerstören in deutschem Namen. Anfang der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts, also ziemlich genau vor 80 Jahren, wurden Predella und Retabel zum Schutz vor möglichen Kriegsschäden abmontiert, verpackt und dann nach Berlin verbracht.“ Besonders begrüßte Bischof Stäblein die polnische Delegation aus Danzig, die unter der Leitung von Prälat Ireneusz Bradtke eigens nach Berlin gekommen war, um an dem Gottesdienst teilzunehmen. Der Berliner Bischof sagte: „Wir stehen heute hier und laden ein zu dem freundlichen Blick zu Ihnen, liebe polnische Geschwister, liebe Danziger, froh, dass Sie Predella und Retabel wieder zu sich holen, dass diese nun wieder dahin kehren, wo sie hingehören, dass das alles ein Zeichen sichtbarer Verbundenheit und Miteinander sein darf.“ Er dankte der Tiergartengemeinde für das treue Aufbewahren der Predella durch die Jahrzehnte, in denen sie Teil des Altars der Johanniskirche war. Sie wurde „wohl gehütet und bebetet“, wie Bischof Stäblein dankbar feststellte. Die beiden Kunstgegenstände, die nun nach Polen zurückkehren werden, standen im Eigentum der Union Evangelischer Kirchen (UEK), der als Rechtsnachfolgerin der untergegangenen Kirchengemeinden in West- und Ostpreußen die vor dem Kriegsende in den Westen gelangten Vermögenswerte dieser Kirchengemeinden zugefallen sind. Die UEK suchte nach einem Weg, die Kunstgegenstände aufgrund einer zwischenkirchlichen Vereinbarung an ihren ursprünglichen Ort nach Danzig zurückzuführen. Dazu hatte 2018 der damalige Berliner Bischof Markus Dröge (EKBO) die Initiative ergriffen und das Gespräch mit dem Danziger Erzbischof Sławoj Leszek Głódź gesucht. Die bis 1945 evangelische Oberpfarrkirche St. Marien zu Danzig ist heute die katholische Kathedralbasilika der Erzdiözese Danzig. Bischof a. D. Dröge legte dabei das Anliegen der UEK dar: Die Rückführung solle ein Zeichen ökumenischer Verbundenheit zwischen evangelischer und katholischer Kirche und ein Zeichen der Versöhnung zwischen Deutschen und Polen sein. Beide Seiten betonten, es bestünde kein Zweifel, dass die Kunstwerke kirchliches Eigentum gewesen und geblieben seien, so dass die Angelegenheit zwischen den beteiligten Kirchen geregelt werden könne. „Ich bin froh, dass sich dieser lange und aufwendige Prozess der Rückführung der Kunstgegenstände an ihren angestammten Ort in Danzig nun auf der Zielgeraden befindet“, sagte Bischöfin Petra Bosse-Huber, Leiterin des Amtsbereichs der UEK im Kirchenamt der EKD in Hannover im Vorfeld des Gottesdienstes.