Geschichte Im Oktober 1948 wurde in Ilsenburg/Harz die Evangelische Forschungsakademie (EFA) gegründet. Ziel war, in Deutschland nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft eine Neubesinnung für das menschliche Leben und damit auch für die wissenschaftliche Arbeit zu fördern. Oskar Söhngen, der Begründer und erste Direktor der EFA. Er zitierte bei der Eröffnung der Gründungstagung aus einer Denkschrift der Evangelischen Akademie Bad Boll: „Es genügt nicht, den modernen Menschen das Fundament eines persönlichen Glaubenslebens zu vermitteln. Eine evangelische Akademie muss aufzeigen, wie die einzelnen Gebiete des weltlichen Lebens und Denkens sachgemäß auf diesem Fundament gegründet werden können.“ Dementsprechend hat der Leipziger Theologe Alfred Dedo Müller in seinem grundlegenden Referat „Die Erkenntnisfunktion des Glaubens“ auf der Eröffnungstagung die Arbeitsweise der EFA visionär zum Ausdruck gebracht: „Bei der ungeheuren Verbreiterung der Weltkenntnis in den letzten Jahrhunderten kann nur die Anerkennung des Begegnungs- und Gesprächscharakters der Wahrheitserkenntnis und nur die organisierte Gemeinsamkeit die Bemühung darum aus der gegenwärtigen Aufsplitterung der nach außen immens erweiterten Erkenntnis und der erschreckenden Einengung aller ihrer inneren Horizonte herausführen. Diese Erkenntnis ist es ja auch, die zur Begründung der evangelischen Forschungsakademie Ilsenburg geführt hat.“ Auch nach dem Bau der Berliner Mauer im August 1961 gelang es der in der DDR angesiedelten EFA als Einrichtung der EKU, den Freiraum zum interdisziplinären Gespräch von Wissenschaftlern aus Ost und West gegen die staatlich angeordnete ideologische Einengung des wissenschaftlichen Diskurses zu erhalten. Die EFA hat damit wesentlich zum Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen in beiden deutschen Staaten während der Teilung beizutragen. Seit der deutschen Einheit im Jahr 1990 stellt sie sich den neuen globalen Herausforderungen im Prozess einer fortschreitenden europäischen Säkularisierung. Seit 1948 veranstaltete die Evangelische Forschungsakademie über 140 Tagungen mit rund 900 wissenschaftlichen Referaten und etwa 400 sonstigen Beiträgen (Dichterlesungen, Predigten, Berichten zur kirchlichen Lage, Exkursionen, Führungen u. ä.). Von den über 700 Referentinnen und Referenten waren etwas über 60 Prozent Mitglieder der Evangelischen Forschungsakademie. Eine ausführliche Darstellung ihrer Geschichte für den Zeitraum 1948 bis 2002 ist von Erich Hoffmann, Hannfried Opitz und Karl-Wolfgang Tröger erstellt worden. Direktoren der Evangelischen Forschungsakademie 1948–1961: Oskar Söhngen (1900–1983) 1961–1972: Franz-Reinhold Hildebrandt (1906–1991) 1972–2000: Joachim Rogge (1929–2000) 2001–2007: Rüdiger Lux 2007–2018: Andreas Lindemann seit 2019: Alfred Krabbe